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Filme im Kino

MoX Kinotipps KW1220.03.2024













Texte: Horst E. Wegener


Kleine schmutzige Briefe
GB/Frankreich ´23: R: Thea Sharrock. Ab 28.3. Wertung: **** Bild:  Studiocanal


Großbritannien in den 1920er Jahren: Bei den Einwohnern des beschaulichen Küstenstädtchens Littlehampton wächst die Empörung angesichts der anonymen Briefe, die einem da fortwährend ins Haus flattern. Wer mag sich die stets absolut beleidigenden und obszönen Inhalte ausgedacht und zu Papier gebracht haben? Für die gottesfürchtige Edith Swan (Coleman), die zusammen mit ihren Eltern ein Reihenhäuschen bewohnt, kann als Verfasser nur eine einzige Person in Frage kommen: ihre Nachbarin Rose Gooding (Buckley), die kein Blatt vor den Mund nimmt, einen ganz und gar „sündigen“ Lebenswandel gutheißt. Während obszöne Briefe weiterhin Littlehamptons Bewohner heimsuchen und Scotland Yard auf Swans Verdacht hin gegen Rose zu ermitteln beginnt, ist sich Polizistin Gladys Moss (Vasan) ziemlich sicher, dass jemand anderes der anonyme Verfasser der Skandal-Post sein dürfte. Gemeinsam mit einer Gruppe kluger Privatermittlerinnen versucht die Beamtin, den tatsächlichen Täter zu entlarven…Angelehnt an eine wahre Geschichte erinnert Regisseurin Thea Sharrock an jene Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in der nicht nur in England die Frauen von der Männerwelt möglichst aufs , Kinderkriegen, in ihren mütterlichen und hausfraulichen Pflichten aufgehend und sich somit traditionellen Rollenbildern verpflichtet fühlend, beschränkt werden sollten. Sofern eine Frau auf die Irrsinns-Idee kam, eine Laufbahn bei der Polizei in Angriff zu nehmen, war es ihr in den 1920ern tatsächlich verboten zu heiraten und Kinder zu bekommen! So gesehen betreibt die Regie ganz nebenbei Geschichtsaufarbeitung par excellence, wird mit „Kleine schmutzige Briefe“ an jene unfassbar dunklen Zeiten der Unterjochung von Frauen erinnert. Filmerin Sharrock verschränkt diesen Aspekt mit typisch britischem Humor, einer sehenswerten Besetzung – und lässt am Ende die Frauen verdientermaßen den Sieg davontragen.
D: Olivia Coleman, Jessie Buckley, Anjana Vasan, Timothy Spall, Malachi Kirby, Joanna Scanlan.


Die Unschuld
Japan ´23: R: Hirokazu Kore-Eda. Ab 21.3. Wertung: **** Bild: Monster Film Committee
Wer mag für jenen Hochhausbrand verantwortlich sein, den die alleinerziehende Mutter Saori (Andõ) gemeinsam mit ihrem halbwüchsigen Sohn Minato (Kurokawa) vom heimischen Balkon aus betrachet? Könnte der Brand mit dem äußerst seltsamen Verhalten Minatos zusammenhängen? Zumindest entwickelt der Junge denkbar schrille Fantasien, behauptet etwa, ein Monster zu sein, dem man das Hirn eines Schweins eingepflanzt habe. Aber vielleicht ist´s auch einfach nur so, dass Michitoshi Hori (Nagayama), ein Lehrer an Minatos Schule den Jungen geschlagen hat.
Auf drei Kapitel aufgeteilt, die jeweils aus der Perspektive einer neuen Person das Geschehen kommentiert, verklärt Hirokazu Kore-Edas Film Lügen und Wahrheiten, spiegelt die von Tod und Wiedergeburt beeinflussten Ereignisse über perspektivisch fein strukturierte Ebenen der Erzählung, um die bewusst korrumpierte Rezeption der Handlung schließlich glaubhaft und mehr spirituell als offensiv zu enträtseln.  
D: Sakura Andõ, Eita Nagayama, Sõya Kurokawa, Hinata Hiiragi, Mitsuki Takahata, Akihiro Tsunoda, Shidõ Nakamura.


Slow
Litauen/ Spanien/ Schweden ´23: R: Marija Kavtaradze. Ab 21.3. Wertung: *** Salzgeber & Co. Medien
Tanzlehrerin Elena (Grineviciute) hat sich darauf eingelassen, zur Abwechslung mal gehörlose Jugendliche zu unterrichten. Für die Kommunikation soll ihr ein Gebärdendolmetscher (Cicenas) beistehen. Und dieses unglaubliche Gefühl von  Vertrautheit, das sich zwischen der Modern Dance-Lehrerin und dem Dolmetscher von der ersten Begegnung an einstellt, erscheint Elena so selten, dass sie es ihm gegenüber am Ende ihrer allerersten Tanzstundeneinheit direkt zur Sprache bringen muss. Zwar bekundet Dovydas, es gehe ihm genauso – gleichzeitig outet er sich als asexuell. Da er aber weiterhin ihre Nähe sucht, lässt sich Elena auf ihn ein. Als sexuell aufgeschlossener, experimentierfreudiger Single hofft sie, dass es ihn mit der Zeit vielleicht doch reizen könnte, Lust, Begierde oder gar Sex mit ihr haben zu wollen. Doch mehr als körperliche Nähe, Umarmungen, Küsse, Berührungen will Dovydas partout nicht zulassen.
Regisseurin Marija Kavtaradze bringt einen höchst ungewöhnlichen, dennoch zutiefst romantischen Liebesreigen ins Laufen zwischen zwei ungleich fühlenden Menschen – wunderbar feinfühlig verkörpert von Grineviciute und Cicenas. Die Erörterung der Frage, wie eine Partnerschaft auf Dauer funktionieren soll, in der eine Person sexuelle Lust und Begierde verspürt und die andere eben nicht, mag uns eine Zeitlang interessieren – aber dass der Film dann gefühlt kein Ende finden will, ist mindestens schade.
D: Greta Grineviciute, Kestutis Cicenas, Pijus Ganusauskas, Laima Akstinaite, Vaiva Zymante.


Ghostbusters: Frozen Empire
USA ´24: R: Gil Kenan. Ab 21.3. Vorankündigung. Bild: CTMG
Jahrzehnte können ins Land gehen, bevor jemand in Hollywood einen geeigneten Dreh findet, der die Fortsetzung eines Kinoerfolgs rechtfertigen mag. Nach den beiden Megahits der „Ghostbusters“ anno 1984 und ´89 wurde es still um die Serie. Vor acht Jahren wollten die Traumfabrikler sich dann an einem Reboot versuchen, verhoben sich allerdings mit ihrer Schnapsidee einer komplett weiblichen Geisterjäger-Besetzung. Die Scharte dieser filmischen Bauchlandung machte anno ´21 „Ghostbusters: Legacy“ wieder halbwegs wett – dem nun der nächste Streich namens „Frozen Empire“ nachfolgt. Diesmal begibt sich die Spengler-Familie um Phoebe, Trevor und Callie (Grace, Wolfhard, Coon) zum legendären Feuerwehrhaus in New York City, um alsbald mit den originalen Ghostbusters gemeinsam die Jagd auf fiese Spukgestalten in Big Apple zu eröffnen. Denn durch die Entdeckung eines antiken Artefakts hat man eine böse Macht freigesetzt, so dass der Welt eine neue Eiszeit droht. Wäre doch gelacht, wenn sich das nicht verhindern ließe- oder? Neben einem Wiedersehen mit jenen von Bill Murray, Dan Aykroyd und Ernie Hudson einst verkörperten Ur-Geisterjägern sowie dem glibberigen Slimer und Marshmallow-Männchen auf der gegnerischen Seite stehen die Chancen gut, dass Regieroutinier Gil Kenan die Franchise zu neuer Leinwand-Power erwecken könnte.
D: Paul Rudd, Carrie Coon, Finn Wolfhard, Mckenna Grace, Kumail Nanjiani, Patton Oswalt, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, Celeste O´Connor.


Radical – Eine Klasse für sich
USA/Mexiko ´23: R: Christopher Zalla. Ab 21.3. Wertung: **** Bild: Ascot Elite Entertainment
Wer als Schüler auf die Jose Urbina Lopez-Grundschule im mexikanischen Küstenort Matamoros nahe der US-Grenze gehen muss, dem brennt sich jeglicher Unterricht als ein explosiver Cocktail aus Nutzlosigkeit, Disziplin und schlechter Stimmung ins Gedächtnis ein. Wenig verwunderlich also, dass sich die Schul-Kids in puncto Leistungsbereitschaft höchst unmotiviert zeigen, zumal ihr Städtchen landesweit im Ruf steht, ein Hotspot der Gewalt und Kriminalität zu sein. Aber dies schert Sergio Juarez (Derbez), den neuen Klassenlehrer von Nico (Guardiola), Paloma (Trejo), Lupe (Solis) und all den anderen Sechstklässlern an der Jose Urbina Lopez kein bisschen. Mit seinen ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden und revolutionären Ansichten stößt der Radikal-Pädagoge bei den übrigen Lehrkräften und beim Direktor auf Unverständnis, braucht es Zeit, bis ihm auch seine Klasse gewillt ist, darin zu folgen, ihre schlummernden Talente zu entdecken: Doch dann platzt der Knoten, entpuppt sich Paloma als Mathe-Genie, verschlingt Lupe Philosophiebücher und Nico entwickelt seine handwerklichen Fähigkeiten weiter. Dennoch bleibt keinem von Sergios Sechstklässlern die alljährliche Kenntnisprüfung erspart,  bei der die Kinder der Jose Urbina Lopez-Grundschule stets mit den schlechtesten Leistungen von ganz Mexiko abschneiden.
Mit der Besetzung seiner Sechstklässler - neben Profi Eugenio Derbez in der Rolle des engagierten Klassenlehrers Sergio – beweist Regisseur Christopher Zalla sein ausgesprochenes Talent für die Arbeit mit Laiendarstellern. Ansonsten balanciert er ausgesprochen gekonnt auf jenem schmalen Grat zwischen Wohlfühlkomödie und Drama, ist „Radical – Eine Klasse für sich“ wohl auch deshalb realistisch angelegt, da die Geschichte auf einer wahren Begebenheit von 2011 beruht. Sehenswert!
D: Eugenio Derbez, Jennifer Trejo, Mia Fernanda Solis, Danilo Guardiola, Daniel Haddad.


Stop making Sense
USA 1984/2023: R: Jonathan Demme. Ab 28.3. Wertung: **** Bild: Sire + Warner Music Group
Anno 1984 brillierte Regietausendsassa Jonathan Demme mit einer der spektakulärsten Konzertfilmdokus aller Zeiten. Er hatte den „Stop making Sense“-Liveauftritt der Talking Heads in Los Angeles altehrwürdigem Pantanges Theater downtown Hollywood spektakulär verfilmt. Zur Wiederaufführung gibt es jetzt 4K-Glanz – und die Erkenntnis, wie sehr die Band um ihren Frontmann David Byrne im Anzugmonster damals wie heutzutage mit ausgelassenem parodistischem Witz, mitreißender Dynamik und musikalischer Bandbreite besticht. Für Rockmusikfans ein Muss!  
Konzertfilmdoku.

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