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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW2413.06.2023













Texte: Horst E. Wegener
Die Rumba-Therapie
Frankreich `22: R: Franck Dubosc. Ab 22.6. Wertung: ****  
Liebend gern wäre Tony (Dubosc) schon vor Jahrzehnten nach Amerika ausgewandert, um dort sein Glück als Cowboy zu machen. Stattdessen ist der Frauenheld in Frankreich geblieben, hat die Ex mitsamt dem gemeinsamen Töchterchen vor mehr als zwanzig Jahren sitzen lassen – und es in der französischen Provinz zum Schulbusfahrer gebracht. Ein plötzlicher Herzinfarkt lässt den alternden Einzelgänger zwar nicht mit dem Rauchen aufhören, aber zumindest kommt dem notorischen Kettenraucher der Gedanke, sich mit der Ex und der Tochter aussöhnen zu wollen. Da seine Ehemalige (Marimon) längst mit einem neuen Mann an ihrer Seite glücklich ist, bleibt die Tochter: Marie (Espinosa) arbeitet als Tanzlehrerin in Paris – was Tony dazu bringt, sich in einem ihrer Kurse anzumelden, um sie somit inkognito kennenzulernen. Als Tanzpartnerin lässt sich Fanny (Nga) bequatschen: Die ist zwar afrikanischer Herkunft, hat aber von Rumba genauso wenig Ahnung wie ihr Nachbar Tony. Komödienspezialist Franck Dubosc meistert die Balance zwischen Anspruch und  Klamauk, Klischees werden weitestgehend umschifft, so dass die Vater-Tochter-Annäherung nie ins Lächerliche abdriftet. Zudem wirken die Charaktere natürlich - und dass sich Filmer Dubosc als Hauptdarsteller müht, trotz seiner zwei linken Füße im Rumbatakt zum besseren Mensch zu werden, macht ihn uns höchst sympathisch. Ein Feelgood-Film vom Feinsten.
D: Franck Dubosc, Louna Espinosa, Michel Houellebecq, Marie-Philomène Nga, Jean-Pierre Darroussin, Karina Marimon.

Bild: Neue Visionen Filmverleih


Tanja – Tagebuch einer Guerillera
Deutschland/Niederlande ´23: R: Marcel Mettelsiefen. Ab 15.6. Wertung: ****


Nach bestandenem Abitur wollte sich die 1978 in der niederländischen Provinz geborene und in behüteten Verhältnissen aufwachsende Tanja Nijmeijer sozial engagieren. In Kolumbien begann sie um das Jahr 2000 herum als Englischlehrerin in einem Dorf zu jobben, war schockiert von den sozial desolaten Zuständen vor Ort. Die Bauern wurden als Spielball im von Kämpfen zwischen Drogenmafia, ultrarechter Regierung und brutal agierender Armee schwer gebeutelten Land geknechtet. Vom Wunsch getrieben, sich für die missbrauchte Bevölkerung einzusetzen, übersiedelte die Idealistin ein paar Jahre später endgültig von Europa nach Südamerika, nahm Kontakt zur Guerilla-Organisation FARC auf – und schloss sich dem bewaffneten Kampf der Rebellen an. Ab 2003 trat sie als FARC-Dolmetscherin in Erscheinung, entkam ´07 knapp dem Angriff auf ein Rebellen-Camp. Ab ´12 war Nijmeijer in die Friedensverhandlungen zwischen Regierung und FARC eingebunden und legte hernach ihre Waffen nieder. Obwohl sie den terroristischen Übergriffen ihrer Mitrebellen schon vorher zusehends kritischer gegenüberstand, und dies ihren Tagebüchern anvertraute, kann die mittlerweile 45-Jährige das Land nicht verlassen, da ihr mit internationalem Haftbefehl außerhalb von Kolumbien die Inhaftierung drohen würde. Dokumentarfilmer Marcel Mettelsiefen gibt Tanja Nijmeijer reichlich Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge zu rechtfertigen. Sein Portrait zeichnet das Leben der Niederländerin sowohl anhand von Archivfilm- und Fotomaterial als auch mithilfe von Interviews mit ihrer Familie, Freundinnen und Zeitzeugen nach. Die alles entscheidende Frage dabei gilt stets dem Sinn des bewaffneten Kampfes – wobei die Nijmeijer bis heute der Meinung ist, sich an der Seite der Guten gegen die Bösen engagiert zu haben. Nun ja, ob sie bei der FARC zur Waffe gegriffen hat, bleibt im Dunkeln, ist aber höchst wahrscheinlich. Die Qualität von Mettelsiefens vielschichtiger Charakterstudie schmälert diese Leerstelle nicht.
Doku
[font=Univers]Bild: mindjazz pictures 2023[/font]

Asteroid City
USA ´23: R: Wes Anderson. Ab 15.6. Wertung: ****
Verrückt nach allem Außerirdischen erwies sich die Menschheit schon zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts. In den USA ließen Atombombentests, die Schreckgespenster des Kalten Krieges sowie die ewige Geheimnistuerei um die Sperrzone von Roswell die Phantasie der Bevölkerung mächtig ins Kraut schießen. Grundlage für Filmemacher Wes Anderson, sein Publikum zum Sternforscher-Kongress mitzunehmen: Dieses Event soll im fiktiven US-Wüstenkaff Asteroid City stattfinden, gerät aber total außer Kontrolle, als ein waschechter Alien vorbeischaut. Umgehend riegelt das Militär das Areal rings um das Wissenschaftszentrum des Städtchens ab, so dass sämtlichen unter Quarantäne gestellten Gestrandeten nurmehr ein lokales Motel als Aufenthaltsort bleibt.
Wie gehabt nutzt Kinoträumer Anderson die Gelegenheit, uns eine seiner surreal quietschbunten Welten auszumalen. Mit von der Partie: jede Menge Stars, die in ihren schauspielerischen Kurzauftritten mal mehr und mal weniger Panik schieben dürfen, derweil sich die Regie genüsslich die Marotten der sensationslüsternen Bevölkerung sowie die hysterischen Auswüchse des SciFi-Genres zur Brust nimmt.
D: Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Steve Carell, Margot Robbie.

Bild: Pop. 87 Productions LLC


Die Geschichte einer Familie
Deutschland ´22: R: Karsten Dahlem. Ab 15.6. Wertung: ***
Als Stuntfahrerin hat sich Christina alias Chrissie (Mühe) über Jahre hinweg eine Existenz im Ausland aufgebaut – und erfolgreich bewiesen, wie bravourös ihr das Autofahren gelingt. Doch dann erleidet die Endzwanzigerin einen schweren Unfall und wird in der Reha mit der Tatsache konfrontiert, unzureichend versichert zu sein. Die an einen Rollstuhl Gefesselte hat nach der Entlassung keine andere Wahl, muss ins ungeliebte Dorf ihrer Kindheit zurückkehren. Dort ist Chrissis mittlerweile allein lebender Vater (Wittenborn) der querschnittgelähmten Tochter keine wirkliche Hilfe, suhlt sich der alkoholsüchtige Ex-Polizist in Depressionen und Selbstmitleid. Aber auch der Heimkehrerin macht bald wieder die Erinnerung an ein verdrängtes Ereignis in der Vergangenheit zu schaffen, das sie seinerzeit die Flucht gen Ausland antreten ließ: Seit jener Nacht, in der Chrissie mit ihrer Clique zu einem Discobesuch aufbrach, der mit dem Unfalltod ihres Bruders Jochen endete, kriselt es innerfamiliär. Irgendwann liebäugelt Christinas Vater damit, der Tochter das Geld aus einem vorhandenen Bausparvertrag zukommen zu lassen, damit sie sich unabhängig vom deutschen Sozialsystem woanders ein neues Leben aufbauen kann. Doch dazu müsste Chrissies seinerzeit ebenfalls ins Ausland verschwundene Mutter mit unterschreiben. Der Alte überwindet sich, bittet die Ex vorbeizukommen. Und nachdem Chrissies Mutter (Hämer) auftaucht, ist´s für Vater und Tochter an der Zeit, sich endgültig den Dämonen der Vergangenheit zu stellen, verdrängte Wahrheiten anzusprechen…
Als ausgebildeter Schauspieler beweist Regiedebütant Karsten Dahlem ein Händchen, seine zwei Hauptdarsteller Mühe und Wittenborn über weite Strecken glaubwürdig auszuleuchten, ihrem kammerspielartig inszenierten Schuld-und-Sühne-Reigen so rückblenden-versessen wie wortreich auf den Zahn zu fühlen. Beklemmend.
D: Anna-Maria Mühe, Michael Wittenborn, Therese Hämer, Anton Spieker, Casper von Bülow.
Bild:
VIAFILM GmbH & Co. KG


Divertimento – Ein Orchester für alle
Frankreich ´22: R: Marie-Castille Mention-Schaar. Ab 15.6. Wertung: ***-drei Punkte
Anno 1985: Nachdem die siebenjährige Zahia im Kreis der Familie ein klassisches Konzert im Fernsehen miterlebt, bei dem Maestro Sergiu Celibidache Maurice Ravels Bolero dirigiert, erwacht in ihr der Wunsch, ebenfalls ein Orchester dirigieren zu wollen. Auch ihre Zwillingsschwester Fettouma erweist sich als musikalisch hochbegabt, was den beiden Einwandererkindern aus der Pariser Vorstadt den Zugang zu einem Platz an einer Eliteschule ermöglicht. Dort hat es die Cello spielende Fettouma leichter, als ihre Bratsche spielende Schwester. Auch ist Zahia eindeutig schüchterner als ihre Zwillingsschwester, was ein zusätzliches Handicap im Umfeld einer größtenteils von upperclass-Schnöseln bevölkerten Klasse darstellt. Während Fettouma erste Erfolge als Cellistin feiert, fällt es Zahia schwerer, an ihrem nach wie vor bestehenden Traum von Dirigieren festzuhalten. Selbst Maestro Celibidache, dem die Möchtegern-Dirigentin eines Tages zufällig übern Weg läuft, beharrt darauf, dass Dirigieren reine Männersache sei. Mit Beharrlichkeit und Talent überzeugt ihn Zahia vom Gegenteil, ergattert einen Platz in der Meisterklasse des Star-Dirigenten… Nächster Schritt um  dann endlich dirigieren zu können: Die beiden Schwestern gründen ihr eigenes Sinfonie-Orchester! „Divertimento“ überträgt die wahre Geschichte von Zahia und Fettouma Ziouani in einen Spielfilm, stellt mit Oulaya Amamra alias Zahia und Lina El Arabi alias Fettouma zwei hochmusikalisch veranlagte Töchter algerischer Einwanderer ins Zentrum des Geschehens, die im wahren Leben 1998 ihr Orchester in Paris gründeten – und damit bis heute erfolgreich Konzerte geben.
D: Oulaya Amamra, Lina El Arabi, Niels Arestrup, Zinedine Soualem, Nadia Kaci.

Bild: Guy Ferrandis


Elemental
USA ´23: R: Peter Sohn. Ab 22.6. Wertung: ****-vier Punkte
In der Großstadt Element City, die einen entfernt an eine Metropole wie New York erinnern könnte, deren Bewohner sich allerdings den vier Elementen der Natur – sprich: Wasser, Feuer, Erde, Luft - zugehörig fühlen, lässt sich´s die elitäre Kaste der Wasser-Wesen etwa in ihren upperclass-Lofts gut gehen, während die Feuer-Wesen eher Zugewanderten gleichen, die sich im Vertrauen auf jene Aufstiegsmöglichkeiten vom Tellerwäscher zum Millionär arbeitsmäßig tagein, tagaus krumm legen. Dass sich die unterschiedlichen Kasten mischen, käme niemand in den Sinn – bis Feuer-Mädchen Ember Lumen den Wasser-Mann Wade Ripple kennen und lieben lernt. Wobei das mit der Liebe so eine Sache ist, da die temperamentvolle Ember einerseits weiß, dass ihr Dad Beziehungen mit anderen Elementen nie tolerieren würde, und es für Wasser- und Feuer-Wesen rein praktisch ein Ding der Unmöglichkeit darstellt, einander berühren zu können.
Bei Animationsfilmen aus dem Hause Pixar darf das Publikum auf fantasievoll animierte Abenteuer hoffen, erinnern wir uns an bezaubernde Kinomärchen wie „Toy Story“, „Ratatouille“, „Up“, Finding Nemo“, „Wall-E“ undundund; Regisseur Peter Sohn, selbst Immigranten-Sprössling, steuert seiner RomCom-Dramödie eigene familiäre Erlebnisse bei, derweil Hollywoods Computertrickprofis mit ihrem Können wie eh und je bei jungen und alten Fans punkten.  
Animationsfilm.

Bild: Walt Disney Company

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